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Vortrag am 08. Juli 2021, 13 Uhr CET „Okinawa-Repräsentationen, postkolonial betrachtet: Strategien des ‚Zurück-Schreibens‘“ (Ina Hein)

8. Juli 2021 @ 13:00 - 14:00

Okinawa ist zwar – mit einer Unterbrechung von 1945-1972 – seit etwa 120 Jahren ein Teil Japans; es wird aber nach wie vor als etwas von Japan abweichendes ‘Anderes‘ imaginiert. Am Diskurs um die ‚Identität‘ Okinawas nehmen Personen von den japanischen Hauptinseln ebenso teil wie solche aus Okinawa. Alle Positionen, die hier eingenommen werden, scheinen politische Implikationen zu haben, denn die Argumente, die vorgebracht werden, können entweder verwendet werden, um zu begründen, warum Okinawa ganz legitim ein Teil Japans sei – oder das Gegenteil, nämlich dass Okinawa ursprünglich ein eigenständiges Land war, das von Japan unrechtmäßig annektiert bzw. kolonialisiert wurde.

Dieser Diskurs wird nicht nur in Sachmedien geführt, sondern manifestiert sich auch in fiktionalen Medienformaten wie Literatur, Film, Fernsehserien, Manga etc., die insbesondere in den 1990er und 2000er Jahren einen ‚Boom‘ erlebten. Dieser Vortrag möchte ein Buchprojekt vorstellen, das diverse Text- und Filmbeispiele primär okinawanischer Urheberschaft auf deren Konstruktion von Okinawa-Bildern hin untersucht – die oft sehr bewusst gegen den herrschenden Diskurs gerichtet sind, der dazu tendiert, Okinawa stark zu exotisieren.

Zunächst sind die inhaltlichen Aussagen und Themen herauszuarbeiten, die in den Fallbeispielen getroffen bzw. angesprochen werden. Als zweites wird danach gefragt, wie Figuren aus Okinawa und solche aus Japan (oder weiteren Ländern) konstruiert werden und in welcher Beziehung sie jeweils zueinander stehen. Schließlich geht es vor allem auch um die ‚Machart‘ der Medientexte, also u.a. darum, welche Motive und Symbole verwendet und welche (postkolonialen) Erzählstrategien (wie z.B. magischer Realismus, Mimikry oder Karneval) verfolgt werden. Der Vortrag wird einzelne Fallbeispiele heranziehen, um vorläufige Ergebnisse vorzustellen, aber auch noch offene Fragen dieser laufenden Forschungsarbeit identifizieren, um diese im Anschluss mit dem Publikum zu diskutieren.

Ina Hein ist Professorin für Japanologie mit kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien. Sie studierte Japanologie und Anglistik an der Universität Trier, der Ôbirin-Universität in Tôkyô und der Tôyô Eiwa Jogakuin Daigaku in Yokohama. Von 2000 bis 2002 war sie Stipendiatin des DFG-Graduiertenkollegs „Identität und Differenz. Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität (18.-20. Jahrhundert)“ an der Universität Trier, wo sie im Januar 2003 promovierte. Danach war sie ein Jahr lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Die ‚Hin- bzw. Rückwendung nach Asien’ in Literatur, Medien und Populärkultur Japans. Ein Faktor zur Herausbildung einer ‚asiatischen Identität’?“ an der Universität Trier beschäftigt. Von November 2003 bis Mai 2010 war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Modernes Japan der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig; danach wechselte sie auf die Professur nach Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Konstruktionen alternativer Formen von ‚Weiblichkeit‘ und ‚Männlichkeit‘ in japanischer Literatur; Repräsentationen Okinawas in japanischsprachiger Gegenwartsliteratur, Film und unterschiedlichen Fernsehformaten; sowie Exophonie und Mehrsprachigkeit in japanischer Gegenwartsliteratur. Wichtige Publikationen, die diese drei Forschungsfelder repräsentieren, sind: Under Construction – Geschlechterbeziehungen in der Literatur populärer japanischer Gegenwartsautorinnen. München: iudicium 2008 (Monografie); 40 years since reversion. Negotiating the Okinawan difference in Japan today (Beiträge zur Japanologie 44). Wien: Japanologie am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien 2016 (Sammelband, herausgegeben mit Isabelle Prochaska); Brüchige Texte, brüchige Identitäten. Avantgardistisches und exophones Schreiben von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Göttingen: Vienna University Press 2018 (Sammelband, herausgegeben mit Norbert Bachleitner, Karoly Kokai und Sandra Vlasta) und Schnittstelle Japan: Kontakte, Konstruktionen, Transformationen. München: iudicium 2020 (Sammelband, herausgegeben mit Christine Ivanovic).

Bitte registrieren Sie sich vorab über folgenden Zoom-Link:

https://lmu-munich.zoom.us/j/98462869131?pwd=Q0I5NDBOSDBUa3VsakVBWHpCL1dFUT09

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Datum:
8. Juli 2021
Zeit:
13:00 - 14:00
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