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Blog des Japan-Zentrums
20. November 2025

Einblicke in die Feldforschung: Wie lokale Gemeinschaften Krisen meistern – und was Hita mich über Resilienz lehrt

Vor einigen Tagen erschien in der Lokalzeitung der Präfektur Ōita (Ōita Gōdō Shimbun) ein kurzer Artikel über meine noch laufende Feldforschung (Abbildung 1). Seit Oktober 2024 arbeite ich in Hita (Präfektur Ōita, Kyūshū) im Rahmen meiner Dissertation im Rahmen des Teilprojekts B08 des Sonderforschungsbereichs Vigilanzkulturen daran, zu verstehen, wie demokratische Gesellschaften Krisen resilient bewältigen können.

Die COVID-19-Pandemie hat weltweit gezeigt, wie sehr Demokratien unter Druck geraten, wenn schnelle Entscheidungen mit gesellschaftlicher Akzeptanz vereinbart werden müssen. Während viele Länder auf harte Eingriffe setzten, entschied sich die Regierung Japans für einen bemerkenswert anderen Weg: Sie appellierte an freiwillige Selbst-Zurückhaltung (jishuku 自粛), und die Bevölkerung folgte diesen Empfehlungen nahezu vollständig – weitestgehend ohne rechtlichen Zwang, ohne Ausgangssperren und ohne größere Proteste.

Die Pandemie hat Gemeinden in Japan vor schwierige Entscheidungen gestellt, und doch gelang es, mit vergleichsweise milden Maßnahmen eine der niedrigsten Übersterblichkeitsraten unter industrialisierten Ländern zu erreichen. Entscheidend war dafür weniger eine vermeintlich homogene Kultur als vielmehr das Zusammenspiel von institutionellen Strukturen, kommunalen Netzwerken und alltäglicher Wachsamkeit und Achtsamkeit.

  • Die bildhaft schönen Flussläufe des Mikuma im alten Onsen-Kurort Kuma. Der Mikuma ist Teil des oberen Flusslaufs des Chikugo, Kyūshūs längsten Flusses.

  • Die historische Altstadt Mameda im Norden der ursprünglichen Stadt Hita liegt ca. eine Stunde von Fukuoka entfernt im Zentrum von Nord-Kyūshū.

  • Der Ofen im Zentrum des Dorfs Onta, wo die berühmte Ontai-Keramik noch mit dem traditionellen Handwerk der Edo-Zeit in Familienbetrieben angefertigt wird.

  • Die Umzugswagen (yamahoko 山鉾) des weltberühmten Hita Gion Hikiyama Festivals im Juli 2025.
  • Umzugstruppe der Nachbarschaft Kawahara im Juli 2025.

  • Touristin mit der Statue der Hauptcharaktere von Attack on Titan (Eren, Armin & Mikasa) am Oyama-Damm.

  • Das rege Markt-Geschehen des zivilgesellschaftlich organisierten Hita-Monatsmarkts (Hita Ichi) im Oktober 2025.

  • Gemeinsam auf der Bühne mit Hitas Bürgermeisterin Michiko Mukuno (seit 2023) auf dem Hita-Monatsmarkt (Hita Ichi) im September 2025.

Was lehrt uns das für die Resilienz demokratischer Gesellschaften? Mein Dissertationsprojekt nähert sich dieser Frage durch das Konzept der Vigilanzkulturen, verstanden als Funktion individueller Wachsamkeit und lokaler formeller und informeller Governance-Strukturen. In Hita zeigte sich Vigilanz bspw. in Nachbarschaftsgruppen, den sogenannten rinpohan 隣保班, und in den dort situierten Alltagsroutinen.

Die kleine Zeitungsmeldung aus Hita zeigt auch, wie sehr diese Themen die Menschen dort selbst beschäftigen. Dank der großzügigen und proaktiven Unterstützung der Stadtbevölkerung war mein Forschungsjahr 2025 überaus produktiv. So konnte ich auch am einzigartigen Hita Gion Hikiyama Festival, einem immateriellen Kulturerbe der UNESCO, teilnehmen und mir selbst ein Bild der starken Gemeinschaftsbande machen.

In meinen monatlichen Visitationen habe ich beobachten können, wie stark das Gemeindeleben durch informelle und formelle Institutionen geformt wird. Doch die vielen neuen Initiativen, wie der Hita-Monatsmarkt (Hita Ichi 日田いち) oder die “Attack on Titan”-Tourismusinitiative, deren Autor aus dem Ortsteil Ōyama stammt, offenbaren, dass sich Hita in einem konstanten Wandel befindet. Dieses produktive Verhältnis von Neu und Alt in Hita wird mich auch im weiteren Verlauf meiner Feldforschung beschäftigen, die ich voraussichtlich im Frühjahr 2026 abschließen werde.

Zwar befinde ich mich noch in der Erhebung und Auswertung der Daten, doch plane ich, dass die Dissertation voraussichtlich 2027 erscheint. Bis dahin möchte ich immer wieder Einblicke in meine Forschung aus Hita und jenen Momenten geben, in denen Forschung und gelebter Alltag auf unerwartete Weise ineinandergreifen. Denn Feldforschung ist nicht nur Arbeit, wie es der englische Begriff „Fieldwork“ suggeriert, sondern macht vor allem eine ganze Menge Spaß.

Von Paul Kramer

LinkedIn https://www.linkedin.com/in/paul-johann-kramer/

Bluesky https://bsky.app/profile/paul-jokr.bsky.social

Abbildung1: Zeitungsartikel in der Lokalzeitung Ōita Gōdō Shimbun vom 14. November 2025, Autor: Tone Tetsuro

alle Fotos @ Paul Kramer

 

 

 

 

 

 

 

 

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