Seizo Kimase wurde am 29. Januar 1911 in Mido geboren und war von 1942 bis 1945 an der Ludwig-Maximilians-Universität München als japanischer Sprachlektor tätig. Während seines Aufenthaltes in Deutschland war er ledig und kinderlos. Kimase hielt sich bereits seit 1937 im Deutschen Reich auf und beherrschte die deutsche Sprache fließend. Über die Hintergründe der Einrichtung des Sprachlektorats für japanische Sprache berichteten wir im ersten Blogbeitrag in dieser Reihe.
Kimase unterstützte die Idee eines japanischen „Großasiens“. Dies zeigt sich in seinem 1941 veröffentlichten Werk „Mitsuru Tōyama kämpft für Großasien“. Das Werk handelt von dem japanischen Nationalisten Mitsuru Tōyama, den Kimase als den „seelischen Führer“ des neuen, militaristischen Japans ansah. Tōyama hielt kein politisches Amt inne. Er habe aber Militärs und Politikern beratend zu Seite gestanden, wodurch er die Politik zumindest indirekt beeinflusst habe. Tōyama plädierte für eine Vereinigung der asiatischen Völker und für einen konsequenten Kampf gegen die Feinde der „großasiatischen Idee“. Bei diesen Feinden handelte es sich in erster Linie um Westmächte und Kommunisten. Die Kriegsverbrechen der japanischen Armee, die im Widerspruch mit der „großasiatischen Idee“ standen, lässt Kimase in seinem Werk gänzlich unerwähnt (Kimase 1941: 205-220).
Ursprünglich beabsichtigte Kimase, im Jahr 1941 nach Japan zurückzukehren. Aus den Akten geht allerdings hervor, dass seine Ausreise „durch das Kriegsgeschehen“ verhindert wurde (UAM O-XIV-157). Kimase war also dazu gezwungen, sein Leben im Deutschen Reich abzusichern. Hierfür bot sich eine ihm angebotene Stelle als japanischer Sprachlektor an der Universität München an. Er sollte japanische Sprachkurse anbieten bis Dr. Walter Fuchs, den man anschließend als Professor für ostasiatische Kultur- und Sprachwissenschaften einsetzen wollte, nach Deutschland zurückkehren konnte. Dr. Walter Fuchs befand sich zu diesem Zeitpunkt in China und konnte aufgrund des Kriegsgeschehens nicht nach Deutschland reisen. Um Kimase als Lektor einsetzen zu können, musste zunächst die Zustimmung des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung eingeholt werden. Der Dekan der Philosophischen Fakultät und Professor für Klassische Philologie Franz Dirlmeier sprach sich in einem Empfehlungsschreiben für Kimase aus und erwähnte hierbei auch lobend das von Kimase verfasste Werk „Mitsuru Tōyama kämpft für Großasien“. Wahrscheinlich tat er dies, um Kimases antikommunistische und somit linientreue politische Gesinnung unter Beweis zu stellen. Kurze Zeit später wurde Kimases Sprachlektorat vom Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung genehmigt (UAM PA-allg.-1505; UAM O-XIV-157).
Kimases Arbeitsvertrag war zunächst auf ein Semester befristet. Der Vertrag wurde jedoch fortlaufend bis 1945 von Semester zu Semester verlängert. Aus den Akten geht hervor, dass Kimases Entlohnung etwas höher ausfiel als die anderer Sprachlektor:innen, die in diesem Zeitraum an der Universität München tätig waren. Der Grund hierfür kann nicht explizit aus den Akten entnommen werden. Jedoch ist zu erwähnen, dass sich der Dekan regelmäßig beim Ministerium für eine großzügige Entlohnung Kimases aussprach (UAM PA-allg.-1505; UAM O-XIV-157).
Bis in die späte Phase des Krieges finden sich nur wenige Schriftstücke in den Akten, die von Kimase selbst verfasst wurden. Ab 1944 meldete sich Kimase jedoch häufiger persönlich zu Wort. So berichtete er über die Verschlechterung seiner Arbeitsbedingungen und informierte das Dekanat darüber, dass er seinen Unterricht in seiner Privatwohnung abhalte und durch Verdunklung etc. das Unterrichten zunehmend schwieriger sei. Außerdem beantragte er Ende 1944, in die Schweiz auszureisen. Kimase begründete dies mit der Zerstörung der Universitätsbibliothek durch alliierte Luftangriffe, was eine Fortführung seiner Forschungstätigkeiten unmöglich gemacht habe. Seine Ausreiseanträge wurden jedoch nicht genehmigt. Es findet sich ein Schreiben des Dekans vom 16. Januar 1945, in dem Kimase darauf hingewiesen wird, dass er seine geplante Reise in die Schweiz nicht antreten könne, da er noch bis zum Ende des Wintersemesters 1944/45 verpflichtet sei. Letztlich aber schien Kimase die Ausreise im Februar 1945 zu gelingen. Eine handschriftliche Information einer Sekretärin vom 23. Februar 1945 bestätigt, dass sich Kimase nun in der Schweiz befände und sie ihn dort nicht erreichen könne, er aber voraussichtlich am 20. April zurück sei (UAM O-XIV-157). Über sein Verbleiben nach seiner Ausreise in die Schweiz geht aus den Akten nichts hervor. Die letzten Schriftstücke der Akte stammen aus dem Jahr 1960. Über einen deutschen Bekannten bat Kimase die Universitätsleitung um ein Bestätigungsschreiben für seine Lehrtätigkeit an der Universität München, da die japanische Regierung ein entsprechendes Dokument von ihm verlange (UAM O-XIV-157).
— Alexander Körner
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Quellen
Kimase, Seizo (1941): Mitsuru Tōyama kämpft für Großasien. München/Wien: Zinnen-Verlag.
Universitätsarchiv München, UAM O-XIV-157, Personalakte der Philosophischen Fakultät.
Universitätsarchiv München, PA-allg.-1505, Personalakte des Verwaltungsausschusses.
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