From May 14 to 16 the symposium “Liberal Democracies under Demographic Pressure: Insights from Germany and Japan” was held in Berlin and brought together scholars, youth activists, and politicians from Japan and Germany to discuss the influence of demographic change on liberal democracies such as Germany and Japan. It was co-organized by the Japanese German Center Berlin (JDZB) and the research team of the DFG-funded project “Demography and Democracy: How Population Aging Alters Democracy – The Case of Japan” at the Japan Center. We, the members of the research team, thank the Department of Asian Studies for their generous support in form of travel grants for our students to be able to join the symposium in Berlin. This blog post highlights the impressions by one of the students who received a stipend.
Student report on the symposium „Liberal Democracies under Demographic Pressure: Insights from Germany and Japan“ (3)
verfasst von Nathan Ewers
Sonnenstrahlen erhellen den Konferenzraum des Deutsch-Japanischen Zentrums Berlin. Doch am dritten Tag des Symposiums, beim letzten Panel-Talk zum Thema „Ways Forward for Super-aging Democracies“, scheint die Sonne den Raum nicht richtig zu erreichen. Durch die Diskussionen und Debatten der vorherigen Tage zieht sich ein roter Faden: Junge Menschen nehmen zunehmend weniger Teil am politischen Leben, sowohl in Japan als auch in Deutschland. Die Gründe mögen sich hierbei teilweise überlappen, teilweise vollkommen unterscheiden; der Kern der Sache bleibt gleich. Und da genau jenes letzte Panel auf die Zukunft blicken soll, scheint die Stimmung gedrückt. Politiker*innen verfehlen die Lebensrealitäten ihrer Wähler*innen (und nicht nur der jungen Zielgruppe), Japan und Deutschland befinden sich konstant im Morast der Rankings über Vertrauen in öffentliche Sicherungssysteme, zum Beispiel des Rentensystems. „Wir müssen das Interesse an lokaler politischer Mitarbeit stärken“, und „die digitalen Möglichkeiten nutzen, welche zur politischen Bildung beitragen können“, hören wir in den Vorträgen. In der Tat scheinen wir zu wissen, was zu tun ist. Nur die Jugend – die spielt noch nicht ganz mit. Nimmt Angebote nicht in Anspruch, bleibt passiv und inaktiv.
Es ist schwierig, die Gründe hierfür zu verstehen. Studien, welche politische Einstellungen untersuchen, zeichnen nie ein repräsentatives Bild – und schon gar kein einheitliches. Dafür sind die individuellen Ansichten über Politik zu nuanciert, zu unterschiedlich, zu komplex, um sie in simplen Umfragebögen einzufangen. Studien der „Happiness“-Forschung kommen zu dem Schluss, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen Zufriedenheit/dem Glücklichsein und zivilem Engagement besteht. Die Menschen müssen sich selbstwirksam fühlen, um am politischen Leben teilzuhaben. Diese Selbstwirksamkeit, das haben wir während des Symposiums festgestellt, ist momentan für die junge Generation kaum spürbar, kaum greifbar – kaum einmal vorstellbar.

Das Sonnenlicht reicht also nicht aus, um die kühle Stimmung des letzten Panels aufzuwärmen. Doch warum also berichten, über genau dieses Panel, über genau diese Eindrücke? Alle Anwesenden stehen einer vermeintlichen Sisyphusarbeit gegenüber, jede*r aus der jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive. Die Lage erscheint fast aussichtslos – wenn wir doch das Richtige tun, die Jugend aber nicht reagiert, wieso nicht die Flinte ins Korn schmeißen? Doch dieser Option wird kein Funke Aufmerksamkeit gewidmet, es scheint sie nicht einmal wirklich zu geben.
Was ich sagen will, ist dies: Die Jugend scheint keine Lichtblicke zu haben in der politischen Landschaft. Doch wenn auch wir, die dieses Problem erforschen und lösen wollen, nun pessimistisch zu werden drohen – wer zeigt der Jugend dann, dass es auch anders geht? Dass es Menschen gibt, die sich einsetzen, die Veränderungen erreichen wollen? Allein deswegen lohnt es sich, dieses Panel Revue passieren zu lassen. Auch in der kühlen Luft des Konferenzsaales schwingt eine Überzeugung mit, sich dieses Mal nicht vom Stein überrollen zu lassen. Es Sisyphus gleich zu tun, und sich weiter mit aller Macht dafür einzusetzen, dass sich etwas bewegt. Denn die Sonnenstrahlen, die mich draußen, nach dem Panel, treffen, sind warm. Durchatmen – und weitermachen.

Wir danken allen Teilnehmenden für interessante Vorträge, spannende Disussionen und den anregenden Austausch während des Symposiums.
Weitere Beiträge:
- Symposium on Liberal Democracies under Demographic Pressure: Insights from Germany and Japan
- Symposium „Liberal Democracies under Demographic Pressure“ – The False Myth of Politics in Aging Democracies: Ein Vortrag von Achim Goerres
- Symposium „Liberal Democracies under Demographic Pressure“ – Political Participation of the Young Generation